Blog 5. Posttraumatische Belastungsstörung

Liebe Leser,

Anderen sieht man ihre Krankheiten vielleicht an, uns oft nicht. Doch nur weil sie unsichtbar ist, ist sie dennoch da. Sie ist da, jeden Tag, jede Sekunde. Andere verstehen es oft nicht.. was man nicht sieht, ist für sie nicht da. Meine Gedanken dazu findet ihr in diesem Blog.

Eine kurze Trigger-Warnung:

In diesem Blog teilen wir persönliche Erfahrungen, Gedanken und Informationen zu PTBS. Dabei sprechen wir auch über schwierige Themen wie Trauma, Flashbacks und Ängste. Wenn du dich von diesen Inhalten getriggert fühlen könntest, nimm dir bitte die Zeit, auf dich zu achten

Unsichtbare Seite der Krankheit

Man sieht mir meine PTBS nicht an. Niemand weiß, wie mein Herz in meiner Brust schlägt, wenn die Erinnerungen kommen. Niemand sieht, wie meine Gedanken in den Abgrund stürzen, während ich versuche, normal zu wirken. Ich lächle, ich rede, ich funktioniere. Aber innerlich kämpfe ich gegen die Geister der Vergangenheit. Die unsichtbare Last – sie erdrückt mich, aber sie ist unsichtbar für die Welt um mich herum.

Die Unsichtbarkeit meiner Krankheit macht sie nicht weniger real. Sie ist immer da, leise, drückend, bereit, mich in den unpassendsten Momenten zu überrumpeln. Die Flashbacks, die Panikattacken, das Gefühl der Überforderung, all das passiert in meinem Inneren, unsichtbar für die Außenwelt. Höchstens sichtbar für die Menschen die mir am nächsten sind. Für meinen Partner. Und nichtmal alle Auswirkungen von meinen Flashbacks und Dissoziationen hat er miterlebt. Zeiten in denen ich 3 Tage dissoziiert in der Welt herumlaufe. Flashbacks, die sich nicht stoppen lassen. Und gerade das macht es so schwierig, verstanden zu werden.

Manchmal hört man Sätze wie:

„Du siehst doch gesund aus.“

„Das kannst du doch nicht immer noch mit dir herumschleppen.“

„Stell dich nicht so an, anderen geht es schlimmer.“

Diese Worte sind nicht nur verletzend, sie spiegeln auch ein grundlegendes Missverständnis wider. Nur weil jemand äußerlich stabil oder ruhig wirkt, heißt das nicht, dass in ihm nicht ein Sturm tobt. PTBS versteckt sich hinter Masken, die wir tragen, um durch den Tag zu kommen.

Ein Satz wie „Du bist so sensibel“ kann mich daran erinnern, wie oft ich mich früher für meine Gefühle rechtfertigen musste. Ein Scherz über Trauma oder Schwäche kann alte Wunden aufreißen. Und wenn jemand sagt: „Das ist doch lange her, lass es los“, fühle ich mich nicht nur unverstanden, sondern auch klein und beschämt.

Die Unsichtbarkeit von PTBS ist eine Einladung, vorsichtig und achtsam mit anderen Menschen umzugehen. Jeder von uns trägt Kämpfe mit sich herum, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Es kostet nichts, freundlich zu sein, aber es kann so viel bedeuten, sich in die Perspektive eines anderen Menschen hineinzuversetzen.

Die Wahrheit ist: Du musst nicht sehen, dass ich leide, um meinen Schmerz ernst zu nehmen. Du musst nicht verstehen, wie es sich anfühlt, mit PTBS zu leben, um mich mit Respekt zu behandeln. Und du musst nicht immer die richtigen Worte finden – oft reicht es, zuzuhören und anzuerkennen, dass meine Gefühle echt sind.

Die Unsichtbarkeit von PTBS ist eine Herausforderung, aber auch eine Erinnerung: Wir wissen nie, was in den Menschen um uns herum vorgeht.

Die Grenzgängerin

Als Grenzgängerin lebe ich in einer Welt, die andere nicht sehen können. Ich bewege mich an der Grenze zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was verborgen bleibt. Meine PTBS ist unsichtbar – genauso wie die ständigen Kämpfe, die ich mit mir selbst austrage. Für die Außenwelt scheine ich oft „normal“, vielleicht sogar stark oder gefasst. Doch hinter dieser Fassade liegt eine innere Welt, die niemand sieht, außer mir.

Grenzen sind von Natur aus unsichtbar, und genau das macht sie so schwer greifbar. Für mich als Grenzgängerin ist die Linie zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen dem Innen und Außen, oft verschwommen. Manchmal bin ich in der Lage, die Gegenwart zu umarmen – mich mit meinem Partner zu freuen, mit Freunden zu lachen oder einfach nur einen Tag zu genießen. Doch manchmal ziehen mich unsichtbare Trigger auf die andere Seite, in die Welt der Vergangenheit, und ich verliere den Boden unter den Füßen.

Von außen sieht man nichts davon. Die Unsichtbarkeit dieser Grenze macht es für andere schwer zu verstehen, warum ich mich plötzlich zurückziehe, warum ich manchmal starr werde oder warum ein scheinbar harmloser Moment in mir Panik auslöst. Doch genau hier liegt die Verbindung: Als Grenzgängerin balanciere ich ständig zwischen diesen Welten, während meine PTBS diese Übergänge unsichtbar beeinflusst.

Liebe Leser,

Denn auch wenn ich an dieser Grenze lebe, bin ich nicht unsichtbar. Ich bin eine Grenzgängerin, die gelernt hat, mit einer unsichtbaren Krankheit zu leben. Und indem ich über meine PTBS spreche, mache ich sie ein kleines bisschen sichtbarer – für mich selbst und für die Welt um mich herum.

Danke fürs Lesen meiner Gedanken.

Eure Grenzgängerin 

Zurück
Zurück

Blog 4. Posttraumatische Belastungsstörung

Weiter
Weiter

Blog 6. Posttraumatische Belastungsstörung