

„Borderline ist das Leben zwischen intensiven Extremen, zwischen Nähe und Angst, Liebe und Schmerz. Der Weg als Grenzgängerin beschreibt meine innere Reise und meinen ständigen Balanceakt, den ich durch meine Diagnosen erlebe. Ich stehe an der Grenze zwischen den Extremen. Aber auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Grenze zwischen Nähe und Distanz, zwischen Liebe und Schmerz. „Grenzgängerin“ beschreibt mich als jemanden, der zwischen Extremen lebt und versucht, diese in Balance zu bringen. Ich überschreite diese Grenzen nicht nur, ich wage es, an ihnen zu stehen und meinen eigenen Weg zu suchen. symbolisiert meine Fähigkeit, an diesen Kanten zu leben, ohne komplett zu zerbrechen –> trotz der Schmerzen, Ängste und Unsicherheiten, die damit einhergehen.“
Das Synonym des Weltenwanderers beschreibt die Erfahrungen mit meinen psychischen Erkrankungen – dissoziative Identitätsstörung (DIS), paranoide Schizophrenie und Depression – auf eine Weise, die für mich bildhaft und greifbar ist.
DIS fühlt sich an, als würde ich durch verschiedene Identitäten und Welten reisen. In meinem Inneren gibt es mehrere Anteile, die jeweils unterschiedliche Persönlichkeiten, Erinnerungen und Blickwinkel verkörpern. Diese Anteile sind wie fünf Kontinente, und ich kann zwischen ihnen hin- und herwandern. Jeder Kontinent zeigt mir eine eigene Perspektive, eine eigene Welt. Diese Fähigkeit gibt mir das Gefühl, die Menschen um mich herum auf unterschiedliche Weise sehen und verstehen zu können – als würde ich die Welt mit mehreren Augenpaaren betrachten und in den Tiefen der menschlichen Erfahrungen Dinge entdecken, die anderen verborgen bleiben.
Doch das Reisen durch diese Welten ist nicht immer einfach. Schizophrenie fügt dieser Reise eine Ebene hinzu, in der Realität und Wahn verschwimmen. Es ist, als würde ich oft nicht wissen, ob ich in einer vertrauten Welt wandle oder in einem fremden Land, das von Paranoia und Stimmen beherrscht wird. Diese Stimmen sind wie ungebetene Reiseführer, die mich in die Irre führen, mir Wege zeigen, die gefährlich sind, und mich an meiner Wahrnehmung zweifeln lassen.
Depression fühlt sich an wie ein schwarzes, bodenloses Loch, in das ich immer wieder falle, während ich versuche, durch diese Welten zu gehen. Sie legt mir schwere Ketten an, die meine Schritte verlangsamen, und raubt mir die Kraft, weiterzuwandern. Manchmal bleibe ich stecken – ohne Antrieb, ohne Hoffnung – und das Gefühl, in einem fremden Land verloren zu sein, wird zur bedrückenden Realität.
Trotzdem bin ich ein Weltenwanderer. Diese Reise ist oft schwer, aber sie eröffnet auch einzigartige Wege des Verstehens und des Sehens. Die verschiedenen „Kontinente“ in mir bieten mir ein tieferes Verständnis von Perspektiven, von Empathie und von den verborgenen Teilen des menschlichen Seins. Die Reise ist voller Herausforderungen, aber auch voller Einsicht – und in den Momenten, in denen ich Hilfe annehme und Vertrauen finde, gelingt es mir, trotz Dunkelheit und Wirren meinen Weg weiterzugehen.