Blog 4. Posttraumatische Belastungsstörung
Liebe Leser, ich zeige euch meinen Umgang mit Triggern. Ich zeige euch auch, wie mein Partner mit meinen Triggern umgeht. Vielleicht seht ihr ja Gemeinsamkeiten im Umgang mit Triggern, vielleicht inspiriert es euch aber auch. Mal sehen. Ich freue mich, dass es Menschen gibt, die genauso stark sind wie ich es bin.
Eine kurze Trigger-Warnung:
In diesem Blog teilen wir persönliche Erfahrungen, Gedanken und Informationen zu PTBS. Dabei sprechen wir auch über schwierige Themen wie Trauma, Flashbacks und Ängste. Wenn du dich von diesen Inhalten getriggert fühlen könntest, nimm dir bitte die Zeit, auf dich zu achten
(Un-)erwartete Auslöser und wie ich damit umgehe: (TW Trigger)
Manche Trigger sind vorhersehbar, fast schon bekannt. Andere hingegen schleichen sich unerwartet und subtil ein, sodass sie mich unvorbereitet treffen.
Es sind nicht nur die großen Dinge, die mich zurückwerfen. Manchmal ist es ein bestimmter Duft, der mich plötzlich an einen Tag erinnert aus der Vergangenheit. Ein Lächeln, das mich in eine andere Zeit reisen lässt, und plötzlich bin ich wieder da – am Ursprungsort des Traumas.
Es gibt Trigger, die ich erkenne und einschätzen kann, weil sie eng mit meinen Traumata verbunden sind. Orte, Gerüche, bestimmte Geräusche oder Berührungen – sie alle tragen Spuren der Vergangenheit. Ein bestimmtes Parfüm, das mich an einen Menschen erinnert, der mir Schaden zugefügt hat, oder ein lautes, plötzliches Geräusch, das eine Alarmbereitschaft in mir auslöst. Ich habe gelernt, solche Trigger zu meiden, so gut es geht.
Doch auch wenn ich sie erwarte, bedeutet das nicht, dass ich sie immer kontrollieren kann. Der Geruch von Mandarinen, der an eine bestimmte Jahreszeit erinnert, kann wie ein Zeitportal wirken. Ein lauter Knall auf der Straße lässt mich zusammenzucken, und plötzlich bin ich nicht mehr hier – ich bin dort, in meiner Erinnerung, in meinem Schmerz.
Die schwierigeren Trigger sind die, die ich nicht kommen sehe. Sie schleichen sich in den Momenten ein, in denen ich am wenigsten damit rechne. Ein bestimmtes Wort, beiläufig in einem Gespräch erwähnt. Ein Lied, das im Radio spielt. Selbst die Art, wie jemand mich ansieht, kann eine Flut von Gefühlen auslösen, die ich kaum einordnen kann.
Es ist, als würde mein Unterbewusstsein ständig auf der Suche nach Verbindungen zur Vergangenheit sein, auch wenn ich selbst sie nicht bewusst wahrnehme. Die unerwarteten Trigger sind besonders schwer, weil sie mich oft hilflos fühlen lassen. Ich verliere den Boden unter den Füßen, weil ich nicht darauf vorbereitet war, dass mich dieser eine Moment aus der Bahn werfen könnte.
Wenn das passiert, versuche ich, einen Moment innezuhalten, tief einzuatmen und mich daran zu erinnern, dass ich nicht mehr da bin, dass ich in der Gegenwart bin. Ich brauche jedoch viel Unterstützung von außen. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen der Vergangenheit, die mich einholt, und der Gegenwart, die ich versuche, zu halten.
Der Umgang mit Triggern, ob erwartet oder unerwartet, ist ein täglicher Kampf. Bei den erwarteten Triggern hilft es mir, mich im Vorfeld abzusichern. Ich wähle bewusst, welche Situationen ich vermeide, und habe Strategien entwickelt, um mich zu beruhigen, wenn ein Trigger dennoch zuschlägt. Ein tiefer Atemzug, ein Mantra oder der Kontakt zu einer vertrauten Person, das alles kann helfen, mich zurück in die Gegenwart zu holen.
Wenn ich merke, dass ich getriggert wurde, versuche ich, mir selbst Zeit zu geben. Ich erinnere mich daran, dass ich sicher bin, dass ich mich nicht in der Vergangenheit befinde, sondern im Hier und Jetzt.
„Manchmal fühlt es sich an, als wäre die Welt ein Minenfeld, übersät mit Triggern, die nur darauf warten, mich zu überwältigen.“
Es wird immer Trigger geben – erwartete und unerwartete. Aber ich bin nicht mehr dieselbe Person, die ich war, als die Traumata entstanden sind. Ich habe gelernt, dass ich mich nicht vollkommen vor ihnen schützen kann, aber ich kann daran arbeiten, sie zu überstehen. Denn am Ende bin ich stärker, als ich manchmal glaube, auch wenn die Trigger mich manchmal daran zweifeln lassen.
Als Grenzgängerin lebe ich in einer Zwischenwelt – ständig balancierend zwischen der Gegenwart, die ich versuche zu leben, und der Vergangenheit, die mich nicht loslässt. Die Trigger sind wie unsichtbare Tore, die mich immer wieder über diese Grenze ziehen, oft ohne Vorwarnung. Sie sind Brücken, die ich nicht betreten will, die mich jedoch zwingen, in die Welt meiner Erinnerungen zurückzukehren.
Die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist für mich keine gerade Linie, sondern ein schmaler Grat, der sich ständig verschiebt. Die Trigger sind wie unsichtbare Hände, die an mir zerren, mich zurückziehen wollen in das Land, das ich verlassen will, aber nicht vollständig verlassen kann. Sie machen die Unsichtbarkeit meiner PTBS sichtbar – für mich und manchmal auch für andere.
Der Weltenwandler
Der Weltenwandler – mein Partner – ist ein Anker in meiner Welt als Grenzgängerin. Während ich oft zwischen den Welten der Vergangenheit und Gegenwart hin- und hergerissen bin, hat er die Fähigkeit, flexibel zwischen ihnen zu wechseln. Wo ich an der Grenze zögere, findet er Wege, mich zu begleiten, ohne selbst in diesen Abgrund gezogen zu werden.
Er sieht die Trigger, die ich nicht immer sehen kann
Manchmal bemerkt der Weltenwandler Dinge, die ich selbst nicht wahrnehme. Er erkennt die kleinen Veränderungen in meiner Körpersprache, meine Starre oder den plötzlichen Wechsel in meinem Verhalten. Seine Fähigkeit, aufmerksam und feinfühlig zu sein, hilft ihm, meine Trigger oft schon vor mir zu erkennen.
Sein ruhiger Umgang mit meinen Triggern gibt mir Sicherheit. Er reagiert nicht mit Ungeduld oder Hilflosigkeit, sondern mit Verständnis. Er bietet mir an, bei mir zu sein, lässt mir aber den Raum, den ich brauche, um mich selbst wieder zu stabilisieren.
Als Weltenwandler weiß er, wie wichtig es ist, mich in der Gegenwart zu verankern. Er spricht mit mir in sanfter Stimme, hält meine Hand (wenn ich das zulassen kann), oder lenkt meine Aufmerksamkeit auf Dinge, die mich ins Hier und Jetzt zurückholen: ein Geräusch, ein Geruch, ein Detail im Raum. Durch seine Fähigkeiten erinnert er mich daran, dass ich nicht mehr in der Vergangenheit lebe – dass ich sicher bin, hier und jetzt.
Der Weltenwandler weiß, dass meine Trigger nicht immer greifbar oder erklärbar sind. Er versteht, dass ein bestimmter Geruch, eine Bewegung oder ein zufälliges Wort wie ein Schlüssel zu meiner Vergangenheit wirken kann. Statt zu fragen, „Warum triggert dich das?“ akzeptiert er, dass ich nicht immer eine Antwort darauf habe. Diese Akzeptanz nimmt mir das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, und gibt mir stattdessen Raum, den Moment zu überstehen.
Eine meiner größten Herausforderungen ist der Wechsel zwischen Nähe und Distanz – zwischen dem Wunsch, ihn bei mir zu haben, und dem Bedürfnis, mich zurückzuziehen, um mich zu schützen.
Als Grenzgängerin fühle ich mich oft schwach und überwältigt von meinen Triggern. Doch der Weltenwandler sieht mich mit anderen Augen. Er erkennt die Stärke in mir, die ich oft nicht wahrnehme, die Stärke, trotz meiner Vergangenheit immer wieder aufzustehen.
Der Weltenwandler akzeptiert, dass ich meine eigene Reise als Grenzgängerin machen muss.
Er begleitet mich.
Liebe Leser,
In dem Blog, habe ich nicht nur über meinen Umgang mit Triggern erzählt, sondern auch wie der Weltenwandler mit meinen Triggern umgeht. Wie er mir hilft damit umzugehen und auch selber lernt immer besser mit meiner Reaktion auf Trigger umzugehen. Es ist ein weiter Weg, doch ich glaube wir sind in der richtigen Richtung und nicht nur das.. Ich glaube wir sind schon so weit auf diesem Weg.
Ich hoffe, dass mein Umgang euch vielleicht inspiriert hat, selber neue Sachen auszuprobieren. Es wird in Zukunft noch ein Blog über Trigger kommen, wobei ich dann auch spezifischer auf einzelne Trigger eingehe. Erstmal war das aber ein kleiner Einblick in die Welt der Trigger.