Blog 6. Posttraumatische Belastungsstörung
Liebe Leser, im folgenden zeige ich euch die Reaktion meiner Umwelt und mein Wunsch an ihnen. Viel Spaß beim lesen.
Eine kurze Trigger-Warnung:
In diesem Blog teilen wir persönliche Erfahrungen, Gedanken und Informationen zu PTBS. Dabei sprechen wir auch über schwierige Themen wie Trauma, Flashbacks und Ängste. Wenn du dich von diesen Inhalten getriggert fühlen könntest, nimm dir bitte die Zeit, auf dich zu achten
Reaktion meiner Umwelt (TW: Reaktionen auf Trigger)
Meine Krankheit betrifft nicht nur mich, sondern auch die Menschen um mich herum. Jeder reagiert anders – manche mit Empathie, andere mit Unsicherheit oder Unverständnis.
Oft versuche ich, meine PTBS zu verstecken. Aber es gibt Momente, da kann niemand die Veränderung übersehen – das Zucken, wenn jemand zu nahe kommt, das plötzliche Schweigen, die unnötige Distanz, die ich zwischen mir und anderen stelle. Manchmal fragen sich Freunde, ob etwas nicht stimmt. Sie verstehen es nicht, sie wissen nicht, was diese Stille bedeutet, warum ich in bestimmten Situationen plötzlich zurückziehe. Die Welt sieht meine Kämpfe nicht. Aber sie sind da, wie Schatten.
Mit Freunden ist der Umgang oft eine Gratwanderung. Es gibt Zeiten, in denen ich mich zurückziehe, nicht antworte oder Treffen absage, weil ich überfordert bin oder getriggert wurde. Einige Freunde verstehen das, andere sehen es als Ablehnung und ziehen sich ihrerseits zurück. Einige Freunde zeigen eine unglaubliche Geduld und nehmen sich die Zeit, zuzuhören und zu lernen, wie sie mich unterstützen können. Diese Freundschaften sind ein Geschenk, weil sie mir zeigen, dass ich nicht allein bin.
In meiner Familie ist der Umgang mit meiner PTBS unterschiedlich. Während einige versuchen, mich zu verstehen und mich zu unterstützen, gibt es auch Unsicherheiten und gelegentliches Unverständnis. Manche Familienmitglieder wollen mich um jeden Preis schützen, was gut gemeint ist, mich aber manchmal einengt. Sie versuchen, mich vor allem zu bewahren, was mich triggern könnte, ohne zu erkennen, dass ich mich meinen Ängsten stellen muss, um zu heilen. PTBS ist eine unsichtbare Krankheit, und nicht jeder in meiner Familie versteht, was ich durchmache. Manchmal höre ich Sätze wie „Reiß dich zusammen“ oder „Du musst einfach nach vorne schauen“, was mich verletzt und das Gefühl gibt, nicht ernst genommen zu werden. Gleichzeitig gibt es Familienmitglieder, die eine wichtige Stütze für mich sind. Sie hören zu, fragen nach und lassen mir den Raum, den ich brauche.
Mein Partner spielt eine besondere Rolle in meinem Umgang mit PTBS. Seine Unterstützung ist nicht immer leicht, denn meine Krankheit beeinflusst unsere Beziehung und stellt ihn vor Herausforderungen, die andere Paare nicht kennen. Wenn ich von einem Flashback oder einer Panikattacke überwältigt werde, ist er mein Anker in der Gegenwart. Er holt mich behutsam zurück, erinnert mich daran, dass ich sicher bin, und gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Auch für ihn ist der Umgang mit meiner PTBS nicht leicht. Er hat seine eigenen Grenzen und manchmal auch Momente der Überforderung. Doch er bleibt an meiner Seite und zeigt mir, dass unsere Beziehung stark genug ist, um diese Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Wunsch an meine Umwelt
Heilung ist ein langer Prozess. Ich brauche Menschen, die bereit sind, diesen Weg mit mir zu gehen, ohne mich zu drängen. Offene Gespräche sind der Schlüssel. Es hilft, wenn meine Freunde, Familie oder mein Partner ehrlich fragen, wie sie mich unterstützen können, anstatt Vermutungen anzustellen oder sich zurückzuziehen. Vor allem wünsche ich mir, dass diese Menschen ihre eigenen Grenzen erkennen und bewahren. Nichts ist schlimmer als 2 Menschen gleichzeitig in einer Krise.
Die Grenzgängerin
Als Grenzgängerin bewege ich mich ständig zwischen verschiedenen Welten – der Welt der sichtbaren, alltäglichen Realität und der unsichtbaren, inneren Welt meiner PTBS. Es ist eine Reise, die nicht nur mich betrifft, sondern auch diejenigen, die mich begleiten. Der Umgang mit meinem Umfeld ist daher von besonderer Bedeutung, da er oft über meinen Heilungsprozess entscheidet. Doch wie jeder Grenzgänger, gehe ich auch mit meinem Umfeld an die Grenze – der Grenze zwischen Verständnis und Missverständnis, Nähe und Distanz.
Als Grenzgängerin erlebe ich das Verhältnis zu meinem Umfeld oft als eine ständige Balance zwischen Nähe und Distanz. Es ist nicht immer leicht, diese Balance zu finden: für mich und für die Menschen um mich herum. Aber genau das ist es, was es bedeutet, eine Grenzgängerin zu sein: zu wissen, wann man sich zurückziehen muss, um sich zu schützen, und zu wissen, wann man sich öffnen kann, um Unterstützung zu erhalten.
Liebe Leser,
Ich habe viele Menschen, die mich unterstützen und meine Krankheit akzeptieren und dennoch habe ich ich in meiner Umwelt Menschen, die keinen guten Umgang damit haben. Menschen die mich weiter in schlechte Phasen ziehen und Menschen die mir nicht gut tun. Aber auch ich bin nur ein Mensch und ich schaffe es nicht, mich von diesen Menschen zu distanzieren. Trotzdem ein Umgang mit diesen Menschen zu finden ist schwierig und doch muss es manchmal sein. Ich hoffe ihr habt auch Menschen in eurem Umfeld die euch unterstützen oder seid der Mensch der jemanden mit PTBS unterstützt.