Blog 5. Sozialphobie “Vom Trauma zur Heilung”

Liebe Leser,

Ich berichte euch über meine schlimmsten Erfahrungen mit der sozial Phobie. Ich beschreibe euch auch meinen Weg vom Gefangenen Opfer bis hin zum Menschen mit Kontrolle über seine Angst. Ich möchte euch mit dem Blog zeigen, dass ihr nicht alleine seid. Andere Menschen haben ähnliche Situationen  erlebt und zusammen können wir uns helfen und uns gegenseitig unterstützen. Ich hoffe meine tiefgründigen Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema gefallen euch!

Von den schlimmsten Zeiten bis zu den ersten Schritten der Heilung

Eine der schlimmsten Phasen war, als ich immer wieder Situationen vermeidete, die mich ängstigten. Treffen mit Freunden, Familienfeiern, oder sogar einfache Einkäufe – alles, was mit einem sozialen Austausch zu tun hatte, schien plötzlich unmöglich.

In manchen Phasen hatte ich ständig das Gefühl, dass ich mit meiner bloßen Existenz zu viel Raum einnahm – zu viel Aufmerksamkeit forderte. Ich hielt mich zurück, um niemanden zu stören, mich nicht „aufzudrängen“ oder aufzufallen. Der Gedanke, zu reden, die richtige Balance zu finden, nicht zu viel zu erzählen oder zu schweigen, wurde zu einer enormen Belastung. Ich versuchte, mich unsichtbar zu machen, doch je mehr ich mich versteckte, desto größer wurde der Druck in mir. In diesen Momenten hatte ich das Gefühl, mein wahres Selbst nicht zeigen zu können

Diese Phasen waren die dunkelsten Momente in meinem Leben mit sozialer Phobie. Sie zeigten mir, wie stark die Angst mein Leben übernehmen konnte – und wie notwendig es war, mich ihr zu stellen, um wieder ins Leben zurückzukehren.

Es gab Momente, da konnte ich nicht mehr aus dem Haus. Die Welt draußen fühlte sich zu groß an, zu angsteinflößend. Ich erinnere mich an Tage, an denen ich stundenlang im Bett lag, mit der Angst kämpfend, dass ich nie mehr in der Lage sein würde, aus dieser Dunkelheit herauszukommen. Doch irgendwann war da dieser Punkt, an dem ich merkte: Ich kann nicht mehr einfach warten, dass sich etwas ändert. Ich muss anfangen, etwas zu tun.

Selbsthilfe

Ein Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist, war, als ich beschloss, gemeinsam mit einem vertrauten Partner einen öffentlichen Ort zu betreten, von dem ich wusste, dass er mich in meiner Angst unterstützen würde. Ein kleiner Schritt, aber ein riesiger Fortschritt. Ich lernte, dass es nicht darum geht, die Angst zu überwinden, sondern sie anzunehmen, ihr einen Platz zu geben, ohne dass sie mich kontrolliert.

Ich fand heraus, dass das Schreiben ein unglaubliches Werkzeug war. Ich begann, meine Ängste und Gedanken niederzuschreiben. Ich schrieb über meine Ängste, die Situationen, die mich auslösten, und auch über die Momente, in denen ich Fortschritte machte. Ich begann, mit engen Freunden und meinem Partner über meine Ängste zu sprechen. In diesen Gesprächen fand ich Verständnis, Trost und immer wieder die Bestätigung, dass ich nicht allein war. Ich lernte, dass es keine Schwäche ist, sich Unterstützung zu holen, und dass ich nicht alles alleine bewältigen muss.

Heute, nach vielen schmerzhaften Schritten, kann ich wieder in bestimmten sozialen Situationen teilnehmen. Ich kann mit meiner Familie oder engen Freunden ausgehen, ohne mich völlig überwältigt zu fühlen. Doch es bleibt eine ständige Herausforderung. Und ich weiß, dass ich immer wieder Rückschläge erleben werde, aber ich habe gelernt, dass jeder Schritt, so klein er auch sein mag, ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Ich habe gelernt, mit meiner sozialen Phobie zu leben, ohne mich von ihr kontrollieren zu lassen. Sie ist immer noch ein Teil von mir, aber ich bin nicht mehr ihr Gefangener. 

Verborgene Stärken – Wie soziale Phobie uns lehrt, empathisch zu sein

Soziale Phobie zwingt uns oft, uns selbst und unsere Umgebung genau zu beobachten, weil wir uns in sozialen Situationen unsicher fühlen. Diese ständige Achtsamkeit macht uns empfindlicher für die Gefühle und Bedürfnisse anderer. 

Dadurch entwickeln wir ein tiefes Verständnis und Mitgefühl für Menschen, die ähnliche Ängste oder Unsicherheiten haben.

Menschen mit sozialer Phobie neigen dazu, über ihre eigenen Gedanken und Verhaltensweisen nachzudenken und sich immer wieder selbst zu hinterfragen. Diese tiefe Selbstreflexion kann zu einer intensiveren Selbstkenntnis führen. Sie sind häufig in der Lage, ihre eigenen Schwächen und Stärken klarer zu sehen und daran zu arbeiten. 

Einige Menschen mit sozialer Phobie sind besonders kreativ und finden Ausdruck in Bereichen wie Kunst, Musik oder Schreiben. Ihre intensive Auseinandersetzung mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen kann dazu führen, dass sie die Welt aus einer anderen Perspektive sehen.

Die soziale Phobie als Teil der Identität – Akzeptanz und Selbstfürsorge

Akzeptanz bedeutet nicht, sich der Angst zu ergeben oder sie über unser Leben bestimmen zu lassen. Es bedeutet, die Phobie nicht länger zu verdrängen oder zu bekämpfen, sondern sie als einen Teil von uns anzuerkennen. Denn diese Angst ist ein Teil von uns.

Wenn wir lernen, diese Seite unserer Identität zu akzeptieren, können wir anfangen, liebevoller mit uns selbst umzugehen. Statt uns für unsere Unsicherheiten zu kritisieren, können wir uns fragen: Wie kann ich mir in diesen Momenten Gutes tun? Was brauche ich gerade, um mich sicherer zu fühlen? 

Die soziale Phobie zeigt uns auch, wie wichtig es ist, auf uns selbst zu achten – unsere Grenzen zu erkennen und unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen. 

„Denn Akzeptanz bedeutet nicht, die Angst zu lieben – sondern sich selbst trotz der Angst.“

„Es fühlt sich an, als müsste man einen unsichtbaren Abgrund überwinden, der mit jedem Schritt größer und bedrohlicher wird.“

Die Grenzgängerin steht an der Grenze, unsicher, ob sie weitergehen soll oder zurück in das vertraute, aber einsame Land fliehen soll.

Ich als Grenzgängerin, die tagtäglich mit der Herausforderung lebt, die Grenze zwischen zwei Welten zu überqueren: der Welt der sozialen Interaktionen, in der ich mich so oft unsicher und ängstlich fühle, und dem sicheren Rückzugsort, der durch die soziale Phobie geschaffen wird. 

Diese Welt ist mein Rückzugsort – die Welt, in der niemand mich beurteilt, niemand mich sieht. Sie ist der Ort, an dem ich mich selbst nicht infrage stellen muss.

Ich, die Grenzgängerin ist jemand, der die Welt der sozialen Interaktionen tief bewundert und sich danach sehnt, daran teilzunehmen, aber gleichzeitig von der Angst vor Ablehnung und der Überforderung bei jedem Schritt blockiert wird.

Die schlimmsten Momente kommen oft, wenn die Grenzgängerin sich eingesteht, dass sie eigentlich mehr will. Sie möchte das Gespräch führen, sie möchte sich zeigen, sie möchte nicht mehr zurückbleiben – aber die Angst ist überwältigend.

Ich bin die Grenzgängerin, obwohl ich selber Angst habe an diesen Grenzen zu spazieren. Angst ich mache ein Fehler und alles könnte vorbei sein.

Ich möchte euch mit diesem Blog zeigen, dass auch die schwersten Phasen sich bessern können. Egal wie dunkel sie sind, Licht scheint durch das kleistene Loch:)

Eure Grenzgängerin

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