Blog 2. Sozialphobie “Der erste Blick in den Spiegel”
Liebe Leser,
Nachdem ich das Thema eingeleitet habe und die wichtigsten Informationen zu ADS mitgeteilt habe, kommen jetzt persönliche Erfahrungen. Ich hoffe ihr könnt euch in mein Erleben und meinen Gedanken etwas hineinversetzen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Wie alles begann: Die ersten Zeichen der sozialen Phobie
Ich erinnere mich noch gut an die ersten Anzeichen. Es war während meiner Schulzeit, als ich zum ersten Mal merkte, wie schwer es mir fiel, mit anderen zu sprechen. Bei Präsentationen war ich innerlich wie erstarrt, mein Herz raste, und meine Hände begannen zu zittern. Auch bei Gruppengesprächen in der Schule war ich oft die stille Person am Rand. Die Gedanken in meinem Kopf waren immer die gleichen: „Was denken sie über mich?“, „Wie sehen mich die anderen?“
Eigentlich war ich schon als Kind sehr geprägt von Ängsten.
Mit der Zeit merkte ich, dass diese Ängste nicht nur in der Schule, sondern auch im Alltag präsenter wurden.
Der tägliche Kampf und die Auswirkungen auf mein Leben
Und auch in meiner Beziehung gab es Phasen, in denen ich mich zurückzog. Ich wollte niemanden enttäuschen, wollte nichts falsch machen – und doch war es genau das, was ich tat, indem ich mich immer mehr von den Menschen entfernte, die mir wichtig waren. Es ist schwer zu erklären, wie es sich anfühlt, in einer Beziehung zu sein, in der die Ängste ständig da sind. Man möchte Nähe und Intimität, doch gleichzeitig ist die Angst, beurteilt zu werden, immer präsent.
Der Blick in den Spiegel:
Es ist schon morgens, aber der erste Blick in den Spiegel kann mich völlig in den Bann ziehen. Ich frage mich: „Sehe ich in Ordnung aus?“ Die Unsicherheit schleicht sich ein. Was, wenn ich nicht den richtigen Eindruck mache? Die Angst, nicht den Normen zu entsprechen, ist wie ein Schatten, der mich begleitet. Ich kann mich kaum auf das Wesentliche konzentrieren – all meine Gedanken kreisen darum, wie ich in den Augen anderer erscheine. Jedes Detail wird kritisch hinterfragt: Ist mein Gesichtsausdruck zu steif? Liegt mein Haar richtig? Wird jemand über meine Kleidung urteilen?
Die unausgesprochenen Ängste – Was passiert, wenn wir nicht reden?
Es ist wie ein unsichtbarer Druck, der sich langsam in deinem Hals aufbaut, wie eine Wand, die sich hinter deinen Stimmbändern errichtet. Du siehst die Menschen vor dir, ihre Gesichter, die Erwartungen in ihren Augen, doch der Raum, der zwischen dir und den anderen ist, wird immer größer, immer weiter.
Dein Mund öffnet sich, aber es kommt nichts. Es ist, als ob dein Körper nicht mit deinem Geist zusammenarbeiten will. Die Angst, sich zu blamieren, die Angst vor der Beurteilung, vor dem Missverständnis – all das baut sich wie ein unsichtbares Netz um deinen Hals.
Ein etwas kürzerer Blog zur Abwechslung. Ich habe von meinen ersten Anzeichen berichtet, bis hin zu meinem Alltag mit der Erkrankung. Ich freue mich, euch noch mehr zu berichten, aber erstmal noch einen schönen Tag!