Blog 1. Aufmerksamkeits-Defizit-Störung “Die Bibliothek des ADS”
Willkommen auf unserem Blog!
In diesem Blog nehme ich dich mit in meinen Alltag mit ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) – eine Erkrankung, die oft missverstanden wird. Ich erzähle dir, wie sich ADS auf mein Leben, meine Beziehungen, meine Arbeit und meine Emotionen auswirkt. Du erfährst, wie ich mir Strukturen geschaffen habe, um besser mit den Herausforderungen umzugehen, und wie ich es geschafft habe, die Diagnose zu akzeptieren. Gleichzeitig beleuchte ich die Verbindung zwischen ADS und meiner Borderline-Persönlichkeitsstörung – zwei Welten, die sich oft überschneiden und verstärken
Vielleicht erkennst du dich in meinen Worten wieder oder findest Inspiration, deinen eigenen Weg zu finden. Also, lass uns eintauchen – in die Welt zwischen Chaos und Klarheit.
„Die Fließbandarbeit in meinem Kopf”
Stell dir vor, du arbeitest an einem Fließband, auf dem ständig Dinge vorbeiziehen. Manche sind groß und auffällig, andere kleiner und weniger wichtig. Doch anstatt dich auf die wichtigsten Dinge zu konzentrieren, wirst du von allen gleichzeitig abgelenkt. Du greifst nach der einen Aufgabe, aber während du sie in der Hand hast, taucht schon die nächste auf – und plötzlich ist die erste wieder verschwunden. Das ist, wie sich mein Alltag mit ADS oft anfühlt: eine ständige Flut an Aufgaben, Gedanken und Ideen, bei denen es schwerfällt, den Überblick zu behalten und zu entscheiden, was am wichtigsten ist.
ADS, ein Computer aus 1990?
ADS, oder Aufmerksamkeits-Defizit-Störung, ist wie ein unsichtbares Band, das sich um deinen Alltag schlingt, ohne dass du es siehst – und trotzdem spürst du es ständig. Es beeinflusst deine Fähigkeit, dich zu konzentrieren, Aufgaben zu beenden und einen klaren Gedanken zu fassen. Aber es geht nicht nur um „Unaufmerksamkeit“ – es ist vielmehr eine andere Art der Wahrnehmung der Welt. Deine Gedanken fliegen ständig von einem Punkt zum nächsten, du bist kreativ, aber oft auch ziellos. ADS bedeutet nicht, dass du faul bist oder keine Disziplin hast. Es bedeutet, dass dein Gehirn einfach anders funktioniert – ein bisschen wie ein Computer, der zu viele Programme gleichzeitig laufen lässt.
ADS und ADHS: Der feine Unterschied
Obwohl die Begriffe oft miteinander verwechselt werden, gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen ADS und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). Beide gehören zu den Aufmerksamkeitsstörungen, aber der Unterschied liegt vor allem in der Hyperaktivität. Während bei ADHS zusätzlich eine starke Unruhe und Bewegungsdrang auftreten, ist ADS die ruhigere Form der Störung. Bei ADS haben Betroffene zwar auch Probleme, sich zu konzentrieren und Aufgaben zu strukturieren, jedoch fehlt meist die äußere Unruhe. Man ist nicht ständig in Bewegung, aber die innere Unruhe, der ständige Fluss an Gedanken, kann genauso herausfordernd sein.
Die chaotische Bibliothek“
Stell dir vor, du betrittst eine riesige Bibliothek. Die Regale sind voll – Bücher zu allen Themen, Wissen in allen Formen. Aber anstatt ordentlich einsortiert zu sein, liegen die Bücher überall, auf dem Boden, in den Regalen durcheinander, manche Seiten sind zerknittert, andere fehlen ganz. Du versuchst, ein bestimmtes Buch zu finden, aber zwischen den unordentlichen Stapeln wirst du ständig von anderen Werken abgelenkt. Du greifst nach einem, doch der nächste Gedanke zieht dich fort. So fühlt sich mein Kopf oft an – eine Bibliothek, in der ich durch den Informationsdschungel navigiere, ohne einen klaren Plan. Die Herausforderung ist nicht, die Bücher zu lesen – sondern sie in der richtigen Reihenfolge zu finden, sie zu ordnen und die Bedeutung aus all dem Chaos herauszulesen.
Wie ADS meinen Alltag beeinflusst
Stell dir vor, du hast einen Plan – du weißt genau, was du tun musst, um den Tag zu meistern. Doch dann kommt der erste Gedanke: „Oh, habe ich den Post noch beantwortet?“ oder „Was war das für ein Geräusch?“ Und plötzlich ist der Plan vergessen, und du findest dich in einem völlig anderen Raum, als der, in dem du eigentlich sein solltest. Das passiert mir oft – ich verliere mich in meinen Gedanken, verliere den Fokus, und schon ist der Tag auf der Stelle stehengeblieben.
In der Schule, später im Job, beim Einkaufen oder in sozialen Interaktionen – überall, wo eine klare Struktur gefragt ist, bin ich mit ADS oft in einer Art „Fluchtmodus“. Ich weiß, was ich tun muss, aber es fällt mir schwer, den roten Faden zu halten. Und das frustriert mich. Aber ich habe auch gelernt, dass dieser „Chaoszustand“ nicht nur Nachteile hat – ich bin kreativ, finde oft unorthodoxe Lösungen und bin flexibel, wenn es darauf ankommt.
Der Straßenverkehr in meinem Kopf“
Stell dir vor, du fährst auf einer vielbefahrenen Straße. Der Verkehr ist dicht, die Lichter blinken, und du versuchst, den Überblick zu behalten. Doch dann fährt plötzlich ein anderer Wagen in deine Richtung, ein Radfahrer überquert die Straße und ein Bus hält an der Ecke – überall um dich herum sind Störungen. Du weißt, wo du hinwillst, aber du musst ständig den Kurs anpassen, dich durch den Stau navigieren und darauf achten, dass du nicht die Kontrolle verlierst. So fühlt sich mein Alltag mit ADS an – ein ständiger Verkehr aus Gedanken, Aufgaben und Eindrücken, bei dem der richtige Weg manchmal schwer zu finden ist. Aber auch, wenn es chaotisch ist, fahre ich weiter – und manchmal finde ich überraschende Umwege, die genauso spannend sind wie das Ziel.
Danke, dass du dir den ersten Blogeintrag zum Thema „ADS“ durchgelesen hast. Ich hoffe du findest den Anfang interessant und hast Lust die nächsten Einträge auch zu lesen.
Das ist mein Weg mit ADS – und vielleicht auch deiner.