Blog 11. Posttraumatische Belastungsstörung
Liebe Leser, im folgenden geht es um Stigmatisierungen. Ihr erfahrt welche Vorurteile existieren und wie ich persönlich umgehe. Auch beschreibe ich, warum es so wichtig ist, diese aufzuklären.
Eine kurze Trigger-Warnung:
In diesem Blog teilen wir persönliche Erfahrungen, Gedanken und Informationen zu PTBS. Dabei sprechen wir auch über schwierige Themen wie Trauma, Flashbacks und Ängste. Wenn du dich von diesen Inhalten getriggert fühlen könntest, nimm dir bitte die Zeit, auf dich zu achten
Stigmatisierung
„Das ist doch nur etwas für Soldaten.“
(TW Traumaursachen, Gewalt, missb*auch)
Obwohl viele Kriegsveteranen unter PTBS leiden, ist es eine Krankheit, die jeden treffen kann – unabhängig von Beruf oder Lebenssituation. Ein Trauma kann in Form von Gewalt, Unfällen, Missbrauch, Verlust oder sogar durch wiederholte emotionale Belastung entstehen. Manchmal reicht ein einziges Ereignis aus, manchmal summieren sich viele kleine Verletzungen zu einer tiefgreifenden Störung.
„Man merkt dir doch gar nichts an – so schlimm kann es nicht sein.“
PTBS ist oft unsichtbar. Viele Betroffene kämpfen jeden Tag innerlich, während sie nach außen hin „funktionieren“.
„Du solltest einfach die Vergangenheit hinter dir lassen.“
(TW Flashbacks, Trigger)
Die Wahrheit: Traumatische Erlebnisse können sich nicht einfach abschütteln lassen, da sie tief im Gehirn und Körper gespeichert sind. PTBS bedeutet, dass die Vergangenheit ungewollt immer wieder in die Gegenwart eindringt, durch Trigger oder Flashbacks. Heilung ist ein Prozess, der Zeit, Therapie und Unterstützung erfordert – es ist nicht so einfach wie „loslassen“.
“Du siehst doch ganz normal aus.”
Die Unsichtbarkeit von PTBS führt oft dazu, dass Menschen die Krankheit nicht ernst nehmen. Wer äußerlich funktional wirkt, wird nicht selten als “überempfindlich” oder “dramatisch” abgestempelt, wenn Symptome auftreten. Diese Haltung verstärkt das Gefühl der Isolation bei Betroffenen. Sie spüren, dass ihre Kämpfe unsichtbar bleiben und sie sich ständig erklären müssen.
Stigmatisierungen sind Gefährlich
Die Stigmatisierung von PTBS verstärkt die Scham und das Schweigen der Betroffenen. Viele trauen sich nicht, Hilfe zu suchen, aus Angst, nicht ernst genommen oder verurteilt zu werden. Sie kämpfen im Stillen, was die Symptome verschlimmern und den Heilungsprozess erheblich verzögern kann. PTBS ist eine Krankheit, keine Entscheidung. Niemand wählt PTBS. Die Krankheit entsteht durch traumatische Erlebnisse, die die emotionale und körperliche Belastbarkeit des Menschen übersteigen. PTBS ist individuell. Jede*r Betroffene erlebt PTBS anders. Es gibt keine “typische” PTBS – und kein Trauma ist weniger wert, ernst genommen zu werden.
Die Grenzgängerin
Als Grenzgängerin zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt der PTBS erlebe ich diese Stigmatisierung hautnah. Die Menschen um mich herum sehen oft nicht, was in mir vorgeht. Sie verstehen nicht, wie ein einzelner Geruch, ein Geräusch oder ein Gefühl mich an die Grenze meiner Welt drängen kann.
Doch gerade diese Unsichtbarkeit macht es umso wichtiger, darüber zu sprechen – für mich, für andere Betroffene, für ein besseres Verständnis.
Die Grenzgängerin trägt die Narben ihrer Vergangenheit, auch wenn sie für andere unsichtbar sind. Doch sie ist nicht allein. Mit jedem Gespräch, jedem Blogeintrag, jedem offenen Austausch wird diese Unsichtbarkeit ein Stück greifbarer – und die Stigmatisierung verliert an Macht.
Liebe Leser,
Ich denke jeder von uns kennt Stigmatisierung. Egal in welche Richtung. Es ist nicht eure Aufgabe, euch immer erklären zu müssen. Es ist die Aufgabe der Menschen, Sachen die sie nicht verstehen, aufzuarbeiten. Denk dran, du bist stark.
Bleib stark.
Eure Grenzgängerin